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Der Superheld und die Ente​

Superman kämpfte gerade gegen seinen Erzfeind Lex Luthor, als er plötzlich von einem grellen Lichtstrahl erfasst und durch Raum und Zeit geschleudert wurde. Als er wieder zu sich kam, fand er sich auf einer Parkbank in einer merkwürdigen, bunten Welt wieder. Verwirrt und benommen blickte er sich um. Eine neugierige Ente, die ihn mit seltsam rudernden Bewegungen umkreiste, betrachtete ihn skeptisch. „Was bist du denn für ein komischer Typ in diesem albernen Kostüm?“ fragte sie schnatternd. „Was soll dieses Zeichen auf deiner Brust bedeuten? Bist du etwa eine Werbefigur für eine Reinigungsfirma oder trainierst du für deine eigene kleine Love Parade?“

Superman, dem die spöttischen Kommentare der Ente allmählich zu viel wurden, baute sich in voller Größe vor ihr auf. Der Wind spielte dramatisch mit seinem roten Cape, und seine charakteristische Locke löste sich lässig von seiner Stirn. „Ich bin Superman,“ verkündete er mit tiefer Stimme.

Die Ente, unbeeindruckt, stemmte die Flügel in die Hüften und quakte zurück: „Nie gehört! Klingt ja überhaupt nicht eingebildet!“

Für einen Moment war Superman sprachlos angesichts der frechen Ente, doch bevor er etwas erwidern konnte, schnatterte sie weiter: „Und was ist dein Supertalent, großer Held? Eine große Klappe?“

Sofort wurde Superman klar, dass er in einer äußerst merkwürdigen Welt gelandet war – und dass diese Ente, so nervig sie auch sein mochte, vielleicht seine einzige Verbindung zurück in seine eigene Realität sein könnte.

Bald schon lernten sie sich besser kennen. „Gestatten, mein Name ist Duck! Donald Duck.“ Superman nahm die kleine Flügelhand vorsichtig und schüttelte sie. „Ich bin hier gestrandet. Irgendein Portal muss sich durch einen großen Energiestrom geöffnet haben. Ich komme aus einer anderen Welt. Ich gehöre nicht hierher. Ich muss zurück.“ Doch er ahnte, dass es an diesem Ort keine geeignete Technik für eine Rückkehr gab.

Trotz ihrer Unterschiede entwickelten Superman und Donald Duck schnell eine ungewöhnliche Freundschaft. Superman, der stoische Held, und Donald, der impulsive Tollpatsch, ergänzten sich auf überraschende Weise. Während Superman mit seiner übermenschlichen Stärke und seinem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn glänzte, brachte Donald eine erfrischende Portion Humor und Herzlichkeit in die Beziehung.

Es dauerte nicht lange, bis die Bewohner von Entenhausen über das ungleiche Paar tuschelten. Die Kombination aus einem Superhelden und einer tollpatschigen Ente erschien vielen absurd. Immer wieder geriet Donald in selbstverschuldete Missgeschicke, aus denen Superman ihn retten musste – sei es, weil er sich mit seinen Neffen gestritten hatte, wieder einmal in einen seiner berüchtigten Wutausbrüche verfallen war oder einfach über seine eigenen Füße gestolpert war. Die Entenhausener schüttelten den Kopf: Ein Held von Supermans Kaliber, der ständig dem Unglücksraben Donald aus der Patsche helfen muss? Das schien ihnen beinahe lächerlich.

Schließlich fragten sich die Entenhausener, ob sie überhaupt einen Superhelden benötigten. Hier gab es keine Schurken, die die Stadt bedrohten, und auch keine Damen in Not, die am nahegelegenen Strand gerettet werden mussten. Onkel Dagobert, der reichste Mann der Stadt, zog es ohnehin vor, den Schutz seines immensen Vermögens selbst zu übernehmen, anstatt sich auf andere zu verlassen.

Doch trotz aller Zweifel hielt die Freundschaft zwischen Superman und Donald. Superman erkannte, dass nicht jede Heldentat darin bestand, die Welt zu retten – manchmal bedeutete es einfach, für einen Freund da zu sein, selbst wenn die Herausforderungen kleiner und alltäglicher waren. Und Donald wusste, trotz aller seiner Fehler, dass er in Superman einen Freund gefunden hatte, der ihn so akzeptierte, wie er war.

Nach und nach plagte Superman jedoch das Heimweh, und schließlich nahm er Kontakt mit dem Erfinder Daniel Düsentrieb auf. Düsentrieb hörte sich Supermans Geschichte aufmerksam an und begann sofort, mit seinen ungewöhnlichen Materialien zu experimentieren. Nach einigen Tagen intensiver Arbeit präsentierte Düsentrieb seine neueste Kreation: den „Interdimensionalen Portalprojektor“. Dieses Gerät sollte Superman in seine eigene Welt zurückbringen, indem es die Energiewellen des ursprünglichen Portals nachahmte.

Donald Duck war skeptisch. „Bist du sicher, dass das funktioniert? Das sieht aus wie ein Toaster mit ein paar Antennen dran!“

Düsentrieb, der an Donalds Zweifel gewöhnt war, antwortete gelassen: „Vertraue mir, Donald. Das Gerät mag ungewöhnlich aussehen, aber die Technik dahinter ist solide. Wenn Superman auf die richtige Frequenz eingestellt wird, sollte er ohne Probleme in seine Welt zurückkehren können.“

Superman, der noch unsicher war, fragte: „Was passiert, wenn es nicht funktioniert?“

Düsentrieb nickte ernst. „Das Risiko ist gering, aber wenn etwas schiefgeht, könntest du in einer anderen Dimension landen. Vielleicht sogar in einer, die noch seltsamer ist als diese hier.“

Donald warf Superman einen aufmunternden Blick zu. „Hey, was auch passiert, du hast uns hier. Und wenn das Gerät nicht funktioniert, dann bleiben wir eben zusammen. Wer weiß, vielleicht gefällt es dir ja irgendwann in Entenhausen!“

Superman lächelte dankbar. Er wusste, dass er zurück nach Metropolis musste, aber die Freundschaft, die er hier gefunden hatte, schätzte er sehr.

„Also gut, Düsentrieb,“ sagte Superman entschlossen, „lass es uns versuchen.“

Düsentrieb aktivierte den Portalprojektor, und eine wirbelnde Energiesphäre bildete sich in der Luft. Die Maschine begann zu brummen, und ein leuchtendes Portal öffnete sich vor Superman. Er wandte sich ein letztes Mal an Donald und Düsentrieb. „Danke, meine Freunde. Ohne euch hätte ich es nicht geschafft.“

Donald schnatterte ein letztes Mal in seiner typisch ungeschickten Weise: „Mach’s gut, Superman! Und vergiss uns nicht!“

Mit einem entschlossenen Schritt trat Superman ins Portal. Ein grelles Licht umhüllte ihn, und im nächsten Moment war er verschwunden. Das Portal schloss sich, und eine bedrückende Stille legte sich über den Raum. Donald sah für einen Moment traurig aus, dann zuckte er mit den Schultern. „Na ja, vielleicht ist es besser so. Ich hätte ihn sowieso nicht ewig unterhalten können.“

Zur gleichen Zeit fand sich Superman in Metropolis wieder. Alles schien wie zuvor, doch etwas hatte sich verändert. Als er versuchte, einen Bösewicht aufzuhalten, stellte er fest, dass er plötzlich nervös schnatterte und unkontrolliert mit den Armen fuchtelte. Der Schurke starrte ihn verblüfft an, und selbst Lois Lane, die die Szene beobachtete, war so überrascht, dass sie ihm ihren Cocktail ins Gesicht schüttete.

Superman konnte es kaum fassen: Er hatte ein Stück Entenhausen mit zurückgebracht!

Trotz dieses neuen, leicht peinlichen Verhaltens war Superman froh, wieder in seiner Welt zu sein. Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass er die verrückte kleine Stadt und den nervigen, aber liebenswerten Donald Duck niemals vergessen würde.

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