Ha!
Die Nacht ist beinahe magisch, mit einem sternenklaren Himmel und einem sanften Sommerwind, der durch die Bäume streicht. In einem gemütlichen Straßencafé sitzen sie nebeneinander – er, charmant und ein wenig nervös, und sie, neugierig, aber etwas zurückhaltend. Ihr erstes Rendezvous verläuft nahezu mühelos. Sie erkunden schnell gemeinsame Interessen und finden sich in einer angenehmen, lockeren Unterhaltung wieder.
Doch mitten im Gespräch passiert es: Er springt plötzlich auf, klatscht laut in die Hände und lässt sich ebenso schnell wieder auf den Stuhl fallen. Ein rasches „Ha!“ begleitet die Bewegung. Die Frau ist erschrocken, ihr Gesicht zeigt Überraschung und Verwirrung. Der Stuhl kippt um, sie entschuldigt sich hastig und verlässt den Tisch, um auf die Toilette zu gehen. Doch sie benutzt den Gang zur Toilette als Fluchtweg und kehrt nicht mehr zurück.
Er spürt sofort, dass sie nicht wiederkommt. Da springt er wieder auf, klatscht in die Hände und schleudert sein „Ha!“ in den Raum. Ein paar Tische weiter hatte ein kleiner Junge die Szene mit großen, neugierigen Augen beobachtet. Ihm war nicht das fluchtartige Verschwinden der Frau entgangen. Er runzelt besorgt die Stirn. Doch plötzlich hellt sich seine Miene wieder auf, als hätte er gerade das unterhaltsamste Spiel der Welt entdeckt. Ohne zu zögern, springt er auf seinem Stuhl in die Höhe, klatscht begeistert in die Hände und ruft ein schrilles „Ha!“ in die Nacht.
Die Eltern des Jungen blicken verdutzt, doch bevor sie ihn ermahnen können, hat der Junge bereits das ganze Café in seinen Bann gezogen. Ein paar Gäste kichern, andere schauen neugierig zu dem Mann hinüber, der eben erneut aufspringt, klatscht und sich wieder setzt. Der Junge ahmt ihn sofort nach, als wäre es ein Spiel, bei dem er die Regeln bereits kennt. „Ha!“, schallt es wieder durch das Café, und diesmal folgt ihm nicht nur der Junge.
Einer nach dem anderen erheben sich die Gäste, klatschen einmal laut in die Hände und setzen sich mit einem „Ha!“ wieder hin. Was zuerst wie eine zufällige Aktion aussieht, wird plötzlich zur Welle, die das ganze Lokal erfasst. Ein älteres Ehepaar imitiert die Bewegung mit einem verlegenen Lächeln, eine Gruppe Jugendlicher springt lärmend auf, klatscht in die Hände, „Ha!“, und setzt sich wieder. Selbst der Kellner, der gerade mit einem Tablett voller Gläser balanciert, bleibt kurz stehen, hebt eine Hand, klatscht damit gegen das Tablett und lässt ein „Ha!“ hören, bevor er weitergeht.
Das Café lebt auf in einer seltsamen, mitreißenden Choreografie. Immer wieder springen Gäste auf, klatschen und setzen sich wieder, ein spontanes Ritual, das sich wie ein Lauffeuer ausbreitet. Der Mann, der alles ins Rollen gebracht hat, lacht, während er selbst in diesem Spiel aufgeht. Schließlich ebbt das Spiel allmählich ab. Die Gäste setzen sich zurück an ihre Tische, atmen tief durch, als hätten sie an etwas Außergewöhnlichem teilgenommen, ohne genau zu wissen, warum.
Der Moment, der im Straßencafé begann, wird bald online viral. Gäste filmen die „Ha!“-Choreografie und teilen sie in sozialen Medien. Minuten später verbreiten sich die Videos wie ein Lauffeuer, werden geliket und kommentiert. Überall im Land entstehen kleine, unerwartete Flashmobs: Angestellte in Büros, Kinder auf Spielplätzen, Menschen in Einkaufszentren, alle folgen dem „Ha!“-Rhythmus und bringen Abwechslung in den Alltag.
In Schulen, Parks, U-Bahnen – das Phänomen springt überall über. Menschen filmen und posten ihre „Ha!“-Momente, und der Hashtag #HaChallenge beginnt zu trenden. Nachrichtenprogramme und Talkshows fragen sich, was genau passiert ist. Ein Nachrichtensprecher ruft lachend „Was soll aus der Welt bloß werden?“, während er ein Video eines „Ha!“-Flashmobs zeigt. Kommentatoren erklären, dass dies eine Manifestation der Sehnsucht nach Verbindung oder einfach nur ein großer Spaß ist.
Am Wochenende sind die Straßen voller Menschen, die sich in Gruppen versammeln, aufspringen, klatschen und ein „Ha!“ in die Luft werfen. Das ganze Land scheint in einen gemeinsamen, absurden Rhythmus gefallen zu sein, als ob alle an einem riesigen, unsichtbaren Spiel teilnehmen würden.
In einer letzten Welle der Euphorie sieht man ein Video, das viral geht: Eine Drohnenaufnahme über einem riesigen Platz, wo Hunderte Menschen gleichzeitig aufspringen, klatschen und „Ha!“ rufen, perfekt synchron. Der begleitende Text des Videos fragt: „Was soll aus der Welt bloß werden?“
Und die Antwort? Vielleicht, dass manchmal ein kleines, unerwartetes „Ha!“ genau das ist, was die Welt braucht.